„Häusliche Gewalt an Männern muss enttabuisiert werden“
AWO-Doppelspitze Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl zum Internationalen Männertag: „Häusliche Gewalt an Männern muss enttabuisiert werden“.
Politik soll Bevölkerung und bestimmte Berufsgruppen schulen, Angebote für gewaltbetroffene Männer ausbauen und dauerhaft fördern.
Körperliche, psychische, sexualisierte und ökonomische Misshandlung und Missbrauch sowie Mobbing, Stalking, Zwangsheirat und Übergriffe mit Diskriminierungsbezug, häusliche Gewalt hat viele (Misch)Formen, alle Geschlechter sind betroffen. Laut dem Bericht „Häusliche Gewalt – Bundeslagebild 2022“ des Bundeskriminalamtes sind 28,9 Prozent der Menschen mit Gewalterfahrungen männlich.
„Wir vermuten, dass es eine hohe Dunkelziffer unter den männlichen Personen gibt. Aus Anlaufstellen wie unserer Augsburger Beratungsstelle ,via Wege aus der Gewalt‘, die sowohl betroffene Männer als auch Frauen unterstützt, wissen wir, dass häusliche Gewalt an Männern ein noch größeres Tabu ist als bei Frauen. Laut den Praktiker*innen haben männliche Personen nämlich häufig das Gefühl, ihnen werde nicht geglaubt, weshalb sie sich scheuen, die Polizei zu rufen, oder sie befürchten negative Reaktionen, sollten sie sich ihrem näheren Umfeld offenbaren“, erklären Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, die Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern, anlässlich des Internationalen Männertags am kommenden Sonntag. Am häufigsten erfahren unter denjenigen, die die Augsburger Clearingstelle aufsuchen, psychische Gewalt (57 Prozent), gefolgt von körperlicher (37 Prozent).
Laut AWO-Doppelspitze muss häusliche Gewalt an Männern dringend stärker öffentlich thematisiert und enttabuisiert werden, „weil sie ein gesellschaftliches Phänomen ist, das jeden betreffen kann, aber kein selbstverschuldetes Schicksal, mit dem jeder allein fertig werden muss. Es geht uns alle an“. Beratung, Schutz und Prävention seien gebotene Wege aus der Gewalt. Schley und Wolfshörndl: „Entsprechend fordern wir die Politik auf, die Bevölkerung, Fachkräfte und bestimmte Berufsgruppen, unter anderem Polizei und Justiz, mit geeigneten Kampagnen und Schulungen zu sensibilisieren und aufzuklären. Außerdem müssen Beratungsangebote und Schutzwohnungen speziell für gewaltbetroffene Männer ausgebaut und dauerhaft auskömmlich gefördert werden.“